Als Grundlagenforschung bezeichnet man die von Neugierde angetriebene Forschung. Mit ihr erweitern wir unser Wissen als solches und entdecken Dinge, die bisher nicht bekannt waren. Grundlagenforschung ist Hoffnung für die Zukunft. Mehr als 70 Prozent der wichtigsten Entdeckungen in der Medizin, die die Lebensqualität der Menschheit verbessert haben, kommen aus der Grundlagenforschung – von der Entdeckung der Antibiotika bis zu den Mechanismen, mit denen Krebs die Vermehrung von Zellen bewirkt.

Daher suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am MPI-CBG nicht gezielt nach Medikamenten oder Therapien zur Behandlung einer Krankheit, sondern beschäftigen sich mit der Frage „Wie bilden Zellen Gewebe und Organe?“ Wenn wir verstehen, wie Gewebe und Organe durch Organisation von Zellen entstehen, können wir eventuell Organe außerhalb des Körpers wachsen lassen und Krankheiten, die Funktionen von Organen beeinträchtigen, besser verstehen. Tatsächlich ist es in letzter Zeit bereits gelungen, Mini-Gehirne, Mini-Lebern und Mini-Därme außerhalb des Körpers wachsen zu lassen ­– ein enormes Potenzial für biomedizinische Anwendungen, aber momentan noch nicht für Transplantationen geeignet.

Schon heute können einige wissenschaftliche Fragen ohne Forschung an Tiermodellen beantwortet werden. Dazu gehören zum Beispiel computergestützte Modelle, Zellkulturen oder sogenannte „Organoide“ (die oben erwähnten Mini-Organe). Prozesse, an denen mehrere Organe beteiligt sind, oder komplexe physiologische Wechselwirkungen können mit diesen Methoden jedoch noch nicht dargestellt werden. Deshalb können diese Fragen nur in einem lebenden Organismus ausführlicher untersucht werden. Aus diesem Grund sind Versuchstiere gegenwärtig für die Beantwortung bestimmter Schlüsselfragen der Grundlagenforschung unverzichtbar. Menschen und Tiere weisen zahlreiche Ähnlichkeiten hinsichtlich von Körperfunktionen, Krankheitsverlauf und genetischer Beschaffenheit auf. Dadurch helfen sorgfältig konzipierte Tierversuche den Wissenschaftlern, die komplexen Prinzipien der Biologie im gesunden und erkrankten Organismus besser zu verstehen. Bis heute lassen sich Volkskrankheiten wie Diabetes oder Krebs weder am Computer noch mit Zellkulturen vollständig nachahmen.

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung können als Ausgangspunkt für eine gezieltere translationale und klinische Forschung dienen und somit neue Wege eröffnen, Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln und die Lebensqualität zu verbessern.