Neue Methode quantifiziert Lipidflux in Membranen

Membran- und Stoffwechselforschung

Modell einer reinen Lipidmembran. ©Helmholtz Zentrum München/Dr. Ünal Coskun

Die Komponenten der Zellmembran unterliegen einem ständigen Wandel, um auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck Instituts für Zellbiologie und Genetik und des Helmholtz Zentrums München haben im Fachmagazin ‚Analytical Chemistry‘ eine Methode vorgestellt, die es erstmals ermöglicht, aus dem Gesamtextrakt die absolute Menge und die Umsatzgeschwindigkeit einzelner Fettsäuren zu bestimmen.

Während moderne Massenspektrometriemethoden zwar die Quantifizierung der gesamten Lipidzusammensetzung ermöglichen, war die Bestimmung des zeitabhängigen Lipidumsatzes bisher nicht durchführbar. Daher besteht ein Bedarf an generischen und zugänglichen analytischen Werkzeugen, die die Quantifizierung des vollständigen Lipidoms bei gleichzeitiger Überwachung des Umsatzes einzelner Lipide, des so genannten Flux, kombinieren.

Forschenden des Max-Planck-Instituts für Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) und des Instituts für Pankreatische Inselzellforschung (IPI) des Helmholtz Zentrum München in Dresden ist es in enger Zusammenarbeit mit Kollegen der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) gelungen, eine ultrahochauflösende Massenspektrometriemethode (shotgun ultra-high-resolution MS, sUHR) zu entwickeln, die es erstmals ermöglicht, die absolute Menge und gleichzeitig die Umsatzgeschwindigkeit von Lipidspezies direkt aus Gesamtlipidextrakten quantitativ zu bestimmen.

Lipidmuster sind mit Gesundheitszuständen korrelierbar

„Obwohl die derzeit existierenden analytischen Technologien die wichtigsten Lipide bereits in einer Momentaufnahme quantifizieren konnten, war es schwierig, die ablaufenden Lipidumformungsprozesse zu untersuchen, da sich dabei ihre Gesamtmenge nicht verändert", erklärt Dr. Andrej Shevchenko, Gruppenleiter am MPI-CBG. "Deshalb haben wir gemeinsam mit Dr. Ünal Coskun am IPI eine einfache und effiziente Methode zur Überwachung der Lipiddynamik mittels ultrahochauflösender Massenspektrometrie entwickelt".

„Wenn wir an Lipide denken, denken wir intuitiv an Fette aus der Nahrung, die mit Fettleibigkeit und verschiedenen Krankheiten wie beispielsweise Diabetes in Zusammenhang stehen. Oder wir denken an die wenigen zur Verfügung stehenden klinischen Marker, wie Cholesterin, Triglyceride und Lipoproteinpartikel", erläutert Dr. Ünal Coskun. Die Lipidwelt ist jedoch komplexer. Zellen synthetisieren und wandeln mehrere tausend verschiedene Lipide um. Darüber hinaus sind Membranlipide für die direkte Regulation von Membranrezeptoren und deren zelluläre Signalwirkung von größter Bedeutung. „Im Wesentlichen ist das zelluläre Leben ohne Membranlipide undenkbar. Diese neue Methode erlaubt es uns erstmals, jedes nachweisbare Lipid quantitativ zu verfolgen und mit Gesundheits- und Krankheitszuständen zu korrelieren. Der quantitative Charakter der Methode ist dabei entscheidend für die Standardisierung und somit für den zukünftigen Einsatz im klinischen Umfeld“, resümiert Dr. Coskun.

Pressemeldung des Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Original-Veröffentlichung:

[Translate to Deutsch:] Kai Schuhmann, Kristina Srzentić, Konstantin O. Nagornov, Henrik Thomas, Theresia Gutmann, Ünal Coskun, Yury O. Tsybin, and Andrej Shevchenko: Monitoring Membrane Lipidome Turnover by Metabolic 15N Labeling and Shotgun Ultra-High-Resolution Orbitrap Fourier Transform Mass Spectrometry. Analytical Chemistry, DOI: 10.1021/acs.analchem.7b03437 (2017)