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Interview mit Stephan Grill, dem neuen Direktor am MPI-CBG

© MPI-CBG

Der Dresdner Wissenschaftler Stephan Grill ist seit Kurzem neuer Direktor am MPI-CBG. Er bleibt weiterhin Professor für Biophysik am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden und vertieft mit seiner neuen Position die bereits bestehenden Verbindungen zwischen der TU Dresden und dem MPI-CBG. Stephan Grill ist auch Sprecher des kürzlich bewilligten neuen Exzellenzclusters „Physik des Lebens“ (Physics of Life – PoL) an der TU Dresden welches sich mit den grundlegenden Fragen der Zell- und Entwicklungsbiologie beschäftigen wird. Hier erzählt Grill von seiner Forschung am MPI-CBG und seiner Vision. 

Um was dreht sich Deine Forschung am MPI-CBG?
Am MPI-CBG werde ich die physikalischen Grundprinzipien der Struktur und Dynamik der lebenden Materie erforschen. Meine Forschungsgruppe und ich interessieren uns für die Morphogenese, also die Entwicklung von Organen oder Geweben auf den verschiedenen Ebenen von Molekülen, Zellen und Geweben, und wir kombinieren Biologie und Biophysik. Wir haben mit C. elegans gearbeitet und werden zur Wachtel übergehen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Anne Grapin-Botton, mit der wir an Organoiden  und der organoiden Musterbildung arbeiten werden. Langsam werden wir auch in meiner Forschungsgruppe mit Organoiden arbeiten, indem wir Zellen aus dem C. elegans Embryo herausnehmen und in der Petrischale weiter wachsen lassen.

Was ist deine Vision für das MPI-CBG?
Den Geist des Instituts bewahren. CBG ist das beste Institut auf unserem Planeten und wir wollen, dass dies so bleibt. Unsere wissenschaftliche Vision ist es,  uns auf der Skala weiter nach oben zu bewegen und zu Organoiden überzugehen. Nur so können wir zum Beispiel beginnen, auch die menschliche Entwicklung zu beleuchten. Hierzu muss auch die Biophysik einbezogen werden, und das wird unsere spezielle Aufgabe sein. Dresden ist ein großartiger Ort, um dies zu tun. 

Wie bekommt man mehrere Jobs, wie Direktor am MPI-CBG, Professor am Biotechnologiezentrum der TU Dresden und Sprecher des neuen Exzellenzclusters Physik des Lebens" unter einen Hut?
Ich sehe mich nicht als eine besonders organisierte Person, aber mit diesen Aufgaben ist es  schlicht und ergreifend notwending, organisiert zu sein. Also bleibt einem nichts anderes übrig als mit den Aufgaben zu wachsen, und organisiert zu sein ist letztendlich eine Frage der Disziplin und der richtigen Leute, die einem helfen und einen unterstützen. Ich habe hier sehr viel Glück gehabt, das Labor besteht ausschließlich aus fantastischen Wissenschaftlern und Persönlichkeiten, obwohl sie alle in den letzten 1-2 Jahren ein wenig gelitten haben, weil sie mich leider nicht ganz so viel zu Gesicht bekommen haben wie sie es verdient hätten.  Ich freue mich darauf, mich am MPI-CBG wieder mehr auf die Wissenschaft konzentrieren zu können. 

Du warst bereits als Forschungsgruppenleiter am MPI-CBG tätig. Warum bist du zurückgekommen?
Es war eine einfache Entscheidung: Ich kann mir keinen besseres Institut vorstellen, als dieses hier. Es gibt hier einen wirklich besonderen Geist. Es ist einfach der perfekte Ort.

Stephan Grill studierte Physik an der Universität Heidelberg. 2002 promovierte er am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg und an der TU München. Danach forschte er bis 2003 als Postdoktorand am MPI-CBG und bis 2005 an der University of Berkeley in Kalifornien, USA weiter. Stephan Grill kehrte 2006 zurück nach Dresden, wo er am MPI-CBG und am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden als Nachwuchsgruppenleiter arbeitete. 2009 war er Vertretungsprofessor an der Universität Leipzig. Seit 2013 ist er Professor für Biophysik am BIOTEC der TU Dresden. Stephan Grill ist seit November 2018 zudem Direktor am MPI-CBG. Bisher erhielt er mehrere Auszeichnungen und Stipendien darunter 2015 den Raymond and Beverly Sackler International Prize in Biophysics und den Newcomb Cleveland Prize.