Behutsam und intelligent

Wie das Mikroskop der Zukunft aussehen wird

In Zukunft wird kein Forscher mehr am Mikroskop sitzen. Illustration: David Parkins

Nur durch ein Objektiv eine Probe auch noch so hochaufgelöst zu beobachten, reicht nicht aus, um die Komplexität nachzuvollziehen, die der Weg von einer einzelnen Zelle hin zu Gewebe und einem Organismus ausmacht. In einem Kommentar-Artikel in der Zeitschrift "Nature Biotechnology" entwerfen Nico Scherf und Jan Huisken ihre Vision vom Mikroskop der Zukunft. Es sei an der Zeit, die bisherigen Einschränkungen zu überwinden und neue Instrumente zu entwickeln, die mehr bieten als nur eine gute Optik, um das Unsichtbare sichtbar zu machen.

Die Autoren fordern einen Paradigmenwechsel in der Mikroskopie: "Es wird nicht mehr ein Wissenschaftler vor dem Mikroskop sitzen" - damit würden auch fast alle traditionellen Designansätze hinfällig. Das Mikroskop der Zukunft ist behutsam, da es minimal invasiv ist. "Damit ist die Gesundheit der biologischen Probe kein Faktor mehr, der die Bildgebung verlangsamt; das Objekt kann so schnell wie technisch möglich abgebildet werden, und das so lange wie nötig". Mikroskope der neuen Generation werden aber auch intelligenter: "Sie nehmen nur das auf, was gebraucht wird für die spezielle wissenschaftliche Fragestellung, der Rest wird nicht angerührt. Warum nehmen wir noch immer rechteckige Bilder von komplett organisch geformten Proben auf?"

Nico Scherf & Jan Huisken: The smart and gentle microscope
Nature Biotechnology 33, 815–818 (2015)
doi:10.1038/nbt.3310