Öffentliche Vorträge für Jung und Junggeblieben

Wintersemester der Seniorenakademie

Auch dieses Semester bietet das Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik im Rahmen der Seniorenakademie Dresden eine Reihe mit öffentlichen Vorträgen unter dem Titel "Mikrokosmos Zelle" an. 

Alle Vorträge werden auf Deutsch gehalten und finden von 14:30–15:30 Uhr im Auditorium des MPI-CBG statt. Die Themen finden Sie unten aufgelistet.

Alle Interessierten sind ganz herzlich willkommen!

9. Oktober 2012
Madina Karimova
Genome Engineering – Wie einfach lässt sich ein Organismus verändern?

Heutzutage sind die Genome vieler Lebewesen sequenziert, die Funktionen von Genen sind bekannt, Zellen können programmiert werden. In der DNA, tief im Innern der Zelle, liegt alle Information versteckt. Wenn wir dieses Geheimnis entschlüsseln, können wir auch Fehler im Erbgut reparieren: Wir können nützliche Gene an- und gefährliche Gene ausschalten. Aber wie einfach lässt sich ein Organismus manipulieren? Wie verändert man das System, ohne es gänzlich kaputt zu machen? Der Vortrag stellt mit Rekombinasen einen Weg des Genome Engineering vor: Diese Enzyme können spezifische DNA-Stücke aus dem Erbgut herausschneiden und die DNA auch wieder zusammenkleben.

6. November 2012
Vineeth Surendranath
Knack’ die Nuss! – Ein interaktiver Vortrag Teil 2

Am Anfang von Wissenschaft steht immer ein Problem, eine Frage. Entscheidend ist, wie man sie angeht, welche Lösungsstrategien man sucht und findet, welche Wege man wählt, mit welchen Mitteln man Thesen belegen oder widerlegen kann. Der Vortrag versetzt die Zuhörer in die Rolle eines Wissenschaftlers, stellt sie vor ein kniffliges Problem, und lotet dann interaktiv verschiedene Strategien aus, die Antworten finden könnten. Im Verlauf der Bearbeitung werden Sie auch einiges an Hintergrundwissen mitnehmen. Viel Spaß beim Knacken dieser harten Nuss!

4. Dezember 2012
Kristin Franke
Unsere Immunabwehr – auch im Kampf gegen Krebs erfolgreich?

Unsere Immunabwehr fungiert als Verteidigungslinie an erster Front bei der Bekämpfung von Eindringlingen wie Bakterien und Viren. Fresszellen spüren Bakterien auf und vertilgen sie. Lösliche Antikörper binden fremde Strukturen, klumpen sie zusammen und machen sie unschädlich.

In einer perfekten Welt würden das Immunsystem auch eine Tumorzelle als „fremd“ erkennen, sich auf sie stürzen und vernichten. Neue Forschungsergebnisse zeichnen jedoch ein anderes Bild. Die Tumorzellen nehmen ihrerseits Einfluss auf die Immunzellen, unterziehen sie einer regelrechten Gehirnwäsche und versklaven sie für ihre Zwecke.

Ist die Medizin machtlos oder können wir etwas dagegen tun?

15. Januar 2013
Anne Morbach
In die Röhre gucken – Zellpolarität bei der Organentwicklung

Die Speicheldrüse der Fruchtfliege Drosophila melanogaster entwickelt sich auf dieselbe Weise wie die menschliche Niere, Lunge und Bauchspeicheldrüse. Um die Entwicklung zu verstehen, muss man nur zwei Prinzipien kennen: Welche Form eine Röhre hat und was "oben" und "unten" bedeutet. Sowohl die Speicheldrüse der Fliege als auch die genannten menschlichen Organe entwickeln sich im Embryo nämlich zunächst aus Röhren, die von außen (der Haut des Embryos) ins Körperinnere wachsen. Das Erstaunliche dabei ist, dass die Zellen, die diese Röhren bilden, niemals vergessen, wo ihre "Ober-" und "Unterseite" ist, obwohl sie sich sehr viel bewegen und drehen. Dieses Prinzip und seine molekularen und genetischen Hintergründe zu erforschen kann uns helfen, Krankheiten und Schäden an menschlichen Organen zu verstehen.

5. Februar 2013
Pia Hönscheid
Autophagie und Krebs  – der „Selbstverdau“ von Zellbestandteilen und dessen Bedeutung für die Tumorforschung 

Der Begriff „Autophagie“, eine Kombination aus den Worten „Selbst“ (auto) und „Essen“ (phagos), beschreibt den Mechanismus des zellulären Selbstverdaus. Dies klingt zerstörerisch, ist aber ein ganz normaler Teil einer jeden Zelle und ermöglicht einen effizienteren Stoffwechsel.

Fehlerhafte Proteine, überflüssige Lipide oder ganze Zellorganellen können durch Autophagie abgebaut und recycelt werden. Die dadurch gewonnenen Nährstoffe helfen der Zelle, Stresssituationen besser überstehen zu können. Hierbei unterstützt dieser Mechanismus die Zelle z.B. auch während Hungerphasen (Nährstoffmangel), durch die zusätzlich gewonnenen Biomoleküle länger zu überleben.

Tumorzellen besitzen per se einen sehr hohen Energiebedarf und missbrauchen die Autophagie, um den Umsatz an Nährstoffen noch zu erhöhen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass dieser Effekt auch bei Resistenz gegen Strahlen- oder Chemotherapie eine Rolle spielen kann. Die genaue Erforschung und Manipulation von Autophagie in Krebserkrankungen ist von großer Bedeutung und kann helfen, neuartige therapeutische Ansätze zu entwickeln.